Leopardgecko-Terrarium: Vom Quetschspalten-Tempel zum Steinhaufen

Leopardgecko Gräser Stein freundlich
Hier fühlt sich ein Leopardgecko wohl! Foto: G. Busch

Ein Gastartikel von Guido Busch.

Karsten hat mich gefragt ob ich auf seiner Seite meinen Weg der Eublepharis macularius Haltung beschreiben könnte. Ich bin zwar selbst noch nicht lange in der Terraristik aktiv- aber ich habe in dieser Zeit viel über die Haltung der Leopardgeckos gelernt.

Angestachelt durch unserer Tochter bin ich vor gut vier Jahren zur Terraristik gekommen. Als wir überlegten welche Art in Frage kam, wurden uns mehrfach Leopardgeckos als einfach zu pflegende Anfängerart ans Herz gelegt, ein klassischer Anfang könnte man also sagen.

Bei der Suche nach Haltungsinformationen wird man im Internet sehr schnell fündig und man kann im Grunde sofort mit dem Terrarien Bau und der Gestaltung der Rückwand loslegen. Der einhellige Kurs lautet dort:

  • viele Quetschspalten,
  • nicht zu hoch (Absturzgefahr)
  • fester Untergrund
  • sowie die Wetbox als Höhle und Buddelzone.

Leopardgeckos brauchen Quetschspalten und Wetboxen (?)

Leopardgecko Terrarium Rückwand Quetschspalten
Eine gut gestaltete Rückwand und Kletteräste. Aber da geht noch mehr! Foto: G. Busch

So instruiert habe ich mich dann auch ans Werk gemacht, gestaltete Quetschspalten und integrierte zwei Wetboxen in den Bodenbereich, überzog alles mit mehreren Schichten Fliesenkleber und war sehr zufrieden mit meiner ersten gestalteten Rückwand.

Zu guter Letzt kaschierte ich das kalte Hellgrau des Fliesenklebers mit Abtönfarbe (Umbra) und versiegelte das Ganze mit Holzleim den ich dann mit Sand bewarf. Somit war die klassische Leopardgecko Rückwand fertig gestellt. Auch wenn der Bau der Rückwand ganz gut von statten ging und das Ergebnis ansehnlich war, wollte sich das Gefühl der Zufriedenheit nicht bei mir einstellen. Also versuchte ich das „Werk“ mit etwas Ruhrsandstein, den wir im Betrieb noch auf Lager hatten, zu optimieren. Das in Verbindung mit einer geschenkten Weinrebe machte schon mal einen viel besseren Eindruck als die nackte Rückwand.

Leopardgecko lacht freundlich Terrarium
Viel freundlicher kann ein Reptil nicht aussehen! Foto: G. Busch

 

Als die jungen Leopardgeckos dann einzogen, ging die schöne Zeit los

 

Ich machte viele Bilder, tummelte mich auf Facebook, zeigte Bilder von den Tieren und dem Terrarium und bekam eine Menge freundlicher Tips und Ratschläge. Wie das so ist, blieb es natürlich nicht bei den bisher gefundenen Gruppen und eine Terrarien-Gruppe nach der anderen weckte mein Interesse.

So stieß ich dann auch auf eine Gruppe die sich der naturnahe Terrariengestaltung verschrieben hat. Als ich die dort vorgestellten Terrarien gesehen habe wusste ich sofort, warum ich die Zweifel an meinem Leopardgecko Terrarium nicht los werden konnte. Es wirkte einfach unnatürlich - was es schlicht und ergreifend ja auch war. Jetzt wo mir klar war wo ich hin wollte, stellte ich mich einfach mal in der Gruppe vor und zeigte ein paar Bilder vom Terrarium und dessen Insassen. Auf den nüchternen Verriss meiner mühevoll gestalteten Kunstlandschaft musste ich nicht lange warten. Nett formuliert wurde mir das enorme Entwicklungspotential meines Terrariums aufgezeigt und man pflastere mich mit vielen Fragen zu den Tieren, ihren Habitaten und Lebensweise, mit denen ich mich einfach noch nicht beschäftigt hatte.


 

 

 

Guido stellt sich vor:

Guido Busch ist mein Name und ich zähle mich mit 48 Jahren zu den späteren Einsteigern in dieses wunderbare Hobby. Gegenwärtig halte ich getrennt ein Eublepharis macularius Männchen und eine Dreiergruppe Weibchen. Zu Schauzwecken betreibe ich am Arbeitsplatz zudem zwei Terrarien; eines für 1.0 Podarcis lilfordi porrassa und ein weiteres für 1.0 Algyroides moreoticus. Noch in der Einlaufphase befindet sich ein Terrarium für 1.1 Dasia vittata.

 

 


Steine, Gräser, Versteckplatze, grabfähiger Bodengrund für Leopardgeckos
Steine, Gräser, Versteckplatze und grabfähiger Bodengrund. Foto: G. Busch

Die Zeit des Lesens, Fragenstellens und Ausprobierens ging los. Die Aufgabe für die Zeit der Winterruhe war nun auch klar und allein die Suche nach den geeigneten Naturmaterialen machte schon irre viel Spaß. Die Zahl der ins Terrarium eingebrachten Steine verdreifachte sich, vertrocknete Gräser kamen hinzu und Sand, Lehm und Erde bildeten nun einen grabfähigen Untergrund. Immer wieder stellte ich Teilergebnisse in der Gruppe vor und stellte möglichst konkrete Fragen. Die kritische Resonanz hat mich gehörig angestachelt und die vielen guten Hinweise haben sich dann auch nieder geschlagen. Gegenüber der naturnahen Gestaltung kritisch gestimmte Terrarianer beschwören zumeist vier Szenarien herauf:

 

  1. die Tiere werden nicht mehr zu sehen sein
  2. das Terrarium sei nicht mehr sauber zu machen und somit gefährlich unhygienisch
  3. echter Bodengrund stelle eine gedankenlose Lebensgefahr für den Leopardgecko dar
  4. Quetschspalten garantieren das Wohlbefinden der Leopardgeckos.

Ersetzt man jetzt den Begriff Quetschspalten durch Versteckmöglichkeiten und Hohlräume kommt man der Sache deutlich näher. Und wenn man dann noch die wenigen Bilder ihrer Habitate betrachtet, will einem das Quetschspalten System nicht so recht in den Sinn kommen. Auf den zugegebenermaßen recht unebenen Flächen liegt doch eine Menge Geröll herum, ums Überleben kämpfende Sträucher bilden homöopathische Schattenbereiche und der Boden ist staubig. Das Phänomen Boden ist den Tieren also bekannt und stellt wohl die geringste Gefährdung dar letztlich klingt geflieste Steppe ja auch irgendwie komisch. Hygiene ist in der Natur einfach nicht die Frage die über Wohl und Wehe der Arten entscheidet. Greift man nicht ein bildet sich ein sehr fein abgestimmtes Gleichgewicht bei dem unsere Sauberkeitsansprüche keinerlei Rolle spielen.

Leopardgecko frisst Grille auf Stein
Dieser Gecko hat auf dem Streifzug durch das Terrarium eine fette Grille erwischt! Foto: G. Busch

Wenn es nur um die Hinterlassenschaften der Tiere geht, kann man gerade die Leopardgeckos ganz einfach an eine gut zu erreichende Stelle im Terrarium gewöhnen. Bei meinen beiden Terrarien reichte es völlig aus, bevor die Tiere aus der Winterruhe wieder einzogen, etwas Kot an einen gut zu erreichenden und erhöhten Platz zu legen. Ab diesem Zeitpunkt war dieses Thema erledigt. Die Geckos nutzen jetzt ausschließlich diesen Platz als gut zu reinigende „Kotecke“.

 

Dann ist da noch die Befürchtung die Tiere seien nicht mehr zu sehen - naja welches Wesen möchte das denn überhaupt ständig sein? Dieser Gedanke allein ist absolut artfremd und entspringt lediglich unseren Wünschen, mit der Lebensweise der Tiere hat das aber nichts zu tun. Letztendlich ist diese Befürchtung auch unbegründet. In gut strukturierten Terrarien streifen Leopardgeckos auf der Suche nach Beute sehr souverän herum und belohnen einen mit ihrem natürlichen Verhalten. So eine Pirsch durch so ein kleines Stückchen „Wildnis“ ist ein absolut schönes Erlebnis. Die Aufregung kurz vor dem Zustoßen, die Sprünge ins Gestrüpp und die Beharrlichkeit die diese kleinen Gesellen bei der Jagd an den Tag legen ist und bleibt eine echte Freude.

Leopardgeckoterrarium naturnah
So naturnah kann ein Leopardgecko-Terrarium aussehen! Foto: G. Busch

Seit 2014 nutze ich die Winterruhe um die Terrarien besser auf die Bedürfnisse meiner Leopardgeckos abzustimmen und komme immer mehr zu dem Schluss, dass die Rückwände und die Standardmaße, die meine Terrarien nun mal haben, einem von großer Grundfläche dominierten Neubau weichen sollten. Es müsste doch ein Fest für das Männchen sein, eine 120 x 100cm große, spärlich bewachsene und reichhaltig strukturierte Geröllfläche durchstreifen zu können. Letzten Endes bleiben das alles meine Erfahrungen bzw. Vorstellungen und bilden natürlich nicht die allerletzte Wahrheit ab. Aber wahr ist auch, dass mir diese nicht zugeflogen sondern von nicht wenigen erfahrenen Haltern dieser Art weiter gereicht wurden. Und zu guter Letzt, der Mythos, dass die Tiere nicht mehr zu sehen sind stimmt einfach nicht.

 


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Kommentare: 4
  • #1

    Esther (Samstag, 03 März 2018 20:01)

    Guido, ganz toll deine Beschreibung und dein Weg kenne ich ja. Bin gespannt, wann man von der Rückwand nichts mehr sieht. Jedoch ist dein Terrarium schon jetzt ein Fest für deine Tiere und für jeden, der Bilder betrachten darf.
    Lieben Gruß Esther

  • #2

    Alexander (Mittwoch, 04 April 2018 17:25)

    Moin,
    Ich spiele seit nunmehr zwei Jahren mit der Idee mir Leopardgeckos anzulegen, leider ließ meine beruflich und sagen wir platzmäßige Lage das nicht zu. Ich habe mich sehr viel mit den Tieren und Videos oder Blogs über ihre Haltung informiert. Da sowohl ich als auch meine Lebenspartnerin den Tieren eine möglichst "entspannte" und naturnahe Umgebeung schaffen wollen waren wir oft entsetzt von den Tipps oder den Terrarien, dieser Blog jedoch hat mich überzeugt es doch tun zu wollen und wie geplant ein wunderschönes "naturnahes" Terrarium zu bauen.
    Danke dafür.
    Hoffe Ihnen und den Kleinen geht's gut.

  • #3

    Karsten (Mittwoch, 04 April 2018 18:06)

    Das freut mich sehr, vielen Dank!

  • #4

    Guido (Montag, 09 April 2018 21:40)

    Das ist ein sehr schönes Kompliment Alexander, vielen Dank dafür.